Vier Jahre Bauzeit. Eine Restauration braucht meist länger als ein Neubau. Vier Jahre der Ideen, der Planungen, der Gemeinsamkeiten und Kooperationen, des Austauschs und des Miteinanders. Die Restauration und Nutzung einer klassischen und historisch relevanten Jolle als Vereinsboot. Eine unglaubliche Wiedergeburt einer z-Jolle, einer 10qm Wanderjolle. Die kleine Schwester der H-Jolle, nicht zu verwechseln mit der Z-Jolle, der 20qm Rennjolle. Aber die Kleine schmückt sich, krängt sich, bewegt sich wie eine Prinzessin. Und 71 neue Spanten hat sie auch bekommen. Unfassbar! Ein feudaler Akt der Extravaganz, erarbeitet im Schweiße von unzähligen Arbeitsstunden unserer Vereinsmitglieder.
„zeta von spant“ – so lautet nun der Adelstitel unserer Prinzessin.
Aber gelingt uns auch die Krönung? Herausgeputzt mit neuem Schwertkasten, Gaffel-Spieren und Baumwollkleidchen?! Vereinsmitglied Marko gestaltet einen wunderschönes Krönungsersuchen. Zehn Seiten Hommage an die Arbeit so vieler freiwilliger und leidenschaftlicher Vasallen und Hofdamen. Und dann fährt sie nach Laboe – zur Krönungsmesse. Restaurierungspreis des Freundeskreis Klassische Yachten. Sechs weiter Adelsdamen hatten sich angekündigt, nur zwei getrauten sich, mit ihr zu konkurrieren. Sie sind von der Statur deutlich besser an die raue Ostsee angepasst. Eine 30er Schäre und ein Drache. Unsere Prinzessin bleibt zunächst an Land, will sich die Planken noch nicht nass machen, tanzt stattdessen auf der Promenade mit ihren engelsgleichen Flügeln in die Nacht hinein.
Am nächsten Tag geht’s dann ins Wasser. Bei einem Hauch von Wind gleitet sie auf die Förde. Ein Folkeboot nimmt sie noch kurz auf den Haken. Dann können wir zuschauen, wie manch ein großer Pott fast 10 Minuten nach seinem Startsignal die Linie überquert. Wir haben noch Zeit, sind erst in der sechsten Startergruppe dabei. Mit drei weiteren Jollen gehen wir dann auf den Kurs. Nullstart in einem Speed-Rennen, bei dem die Verrechnungsformel die Rangfolge diktiert. Dennoch macht uns allen das Regattieren Freude. Das Beste aus den Booten herauszuholen, ist Preis genug, richtig getrimmt macht unser Kreuzballon aus Vorkriegszeiten seinem Namen alle Ehre.
Die Sonne scheint dazu und bald schon ist das Rennen für uns zu Ende, wobei prompt der Wind auffrischt. Norbert nimmt sich nach hochkonzentrierter Steuerleistung eine Auszeit und lässt Jörg mit der von spant ein wenig auf den fröhlichen Wellen tanzen. Erstes Spritzwasser kommt an Deck und alle erfreuen sich bester Laune.
Später wird die Dame begutachtet von der Hohen Kommission. Norbert erzählt begeisternd von der Mannschaftsleistung vieler Vereinsmitglieder und Freunde, die sie hierhergebracht hat. Er erläutert sehr eindrucksvoll, warum wir das alte Deck angehoben und nach dem Einbringen der Spanten wieder aufgelegt haben, statt ihr ein komplett neues Deck zu verpassen. Unsere Restauration ist einzigartig und reiht sich bestens in die einzigartigen Restaurationen der anderen Kandidaten ein.
Die Krönungs-Kanne geht an den Drachen Damia, unsere Prinzessin aber bleibt frei und wird von uns sicher und behutsam nach Potsdam in heimische Gewässer begleitet.
Wir alle sind beseelt von diesem besonderen Ausflug an die Küste, da wo die Schoten nach Salz schmecken und die Sonne im Wasser versinkt. Die Prinzessin wird die Bilder nicht vergessen – und wir auch nicht.
Norbert & Jörg
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